Zur Geschichte der Auswanderung  aus dem alten Amt Damme (Oldbg.) von Johannes Ostendorf

9. Die Nachwirkungen der Auswanderung in der Heimat.

     Wandern wir nun zurück in die Heimat des Auswandererstromes und verweilen wir an einzelnen Stellen, um zu untersuchen, welche Spuren er hinterlassen hat.

      a) Hinsichtlich der Einwohnerzahl.
   Die drei Gemeinden des alten Amtes Damme haben sich in der  Zeit von 1831 bis 1880 räumlich kaum verändert; jedenfalls hatten die gelegentlichen Grenzberichtigungen mit Nachbargemeinden auf die Bevölkerungszahl keinen Einfluß.  Nach den amtlichen Volkszählungen - der besseren Übersicht halber sind die Ergebnisse durchweg in  Zehn-Jahres-Räumen gebracht mit dem Jahre 1890 als Schlußzahl und zum Vergleich - stellte sich die Einwohnerzahl wie folgt dar:
 
 Bevölkerungszahl und Bevölkerungsdichte (Auszug)
Damme: 104,11 qkm, Holdorf: 55,03 qkm, Neuenkirchen: 38,43 qkm, Amt-Gesamt: 198,07 qkm
1828 1837 1846 1855 1864 1875 1885 1890 Verändr.
Damme 6295 6071 5455 5078 4877 4682 4576 4663 25,9%
Holdorf 2334 224 2015 1830 1772 1618 1502 1478 36,6%
Neuenk. 2525 2438 2125 1976 1882 1730 1555 1531 39,2%
Gesamt 11154 10733 9595 8884 8471 8030 7633 7672 31,2%

   Danach hatte das Amt Damme eine  auffällige Verminderung an seiner Einwohnerzahl erlitten, Damme sank um 25,9%, Holdorf  um  36.6% und Neuenkirchen gar um 39,2%, was einem Amtsdurchschnitt von 31,2% entsprach.  Das Sinken von 11154 auf  7672, also um 3482, stellt schon einen Gradmesser für die  Härte der Auswanderung dar; dieser Unterschied war aber erst des Teil des tatsächlichsten Verlustes.  Des Volkes Willen zum Leben, der sich im Geburtenüberschuß kundtut, ist nicht berücksichtigt. Die Gemeinden des Amtes Vechta und nicht zuletzt die Gemeinden Damme, Holdorf und Neuenkirchen haben sich allzeit als lebensbejahend erwiesen.  Nachstehende Tabelle, auf Grund der einschlägigen Kirchenbücher zusammengetragen, gibt darüber Aufschluß:
 
Natürliche Bevölkerungsbewegung 1829 - 1890 (Auszug)
Zunahme: 1829-30 - 1840 - 1850 - 1860 - 1870 - 1880 - 1890 1829-90
Damme 91 492 408 198 271 414 367 2241
Holdorf 53 138 133 65 128 184 120 821
Neuenk. 58 253 142 41 201 185 204 1084
Gesamt 202 883 683 304 600 783 691 4146

    Zählt man den Geburtenüberschuß der Jahre 1829-1880 in Höhe von 3455 zum Unterschied der Einwohnerzahl für den gleichen Zeitraum hinzu, so erhält man eine Gesamtsumme oder ein Gesamtminus von 7530, das die Auswanderungszahl von 6319 Personen sehr wohl zuläßt.  Zu bedenken ist weiterhin, daß neben der legalen Auswanderung eine illegale einherlief, insbesondere eine von jungen Leuten, die sich auf diese Weise der Militärpflicht entziehen wollten. Sie sind in den amtlichen Listen, die dieser Abhandlung zugrunde gelegt sind, nicht enthalten!
   Der Geburtenüberschuß sank in allen drei Gemeinden. Das war erklärlich. Einmal hatte die Auswanderung viele leistungsfähige Familien entführt, die an sich berufen waren, der Heimat ein Ansteigen der Bevölkerungszahl zu gewährleisten, zum andern hatte die Auswanderung eine Verminderung der Eheschließungen zur Folge. Eine erhebliche Anzahl junger Leute im heiratsfähigen Alter fiel sofort für das erste Jahrzehnt aus; die Zahl der Jugendlichen unter 14 Jahren ging durch die Abwanderung ebenfalls stark nach unten und senkte die Heiratszahl im zweiten und dritten Jahrzehnt. Der Ausfall dieses starken Generationsanteils war ab 1860-1870 in der Heimat unverkennbar und mußte sich bemerklich machen.
 
Zur Trauung sind gekommen an Paaren
- in 1831-40 - 1850 - 1860 - 1870 - 1880 - 1890
Damme 452 412 358 367 327 354
Holdorf 138 118 103 90 92 92
Neuenk. 187 172 171 160 153 138
Amt Damme 777 702 632 617 572 584

   Wie Geburten und Trauungen sanken auch die Sterbefälle; ihr Ausmaß hält im ganzen gleichen Schritt mit den anderen, ein Beweis, daß die Auswanderung vorwiegend den Charakter der Familienwanderung hatte. Wo der Strom ausmerzend eingriff, traf er die Gesamteinwohnerzahl der Heimat.

   Erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hörte infolge der sinkenden Auswandererkurve das Ausbluten auf, die Wunde schloß sich und begann zu vernarben.  Damme hatte 1939, also nach reichlich  100 Jahren, die Einwohnerzahl von 1828 überschritten (6295 - 6405), und Neuenkirchen war erst 1939 von 2525 im Jahre 1828 auf 2570 gestiegen; nur Holdorf konnte den schweren Schlag noch immer nicht verwinden, und seine Einwohnerzahl liegt noch heute unter der von 1828 (2334: 2000).

   Zu diesem rein zahlenmäßigen Verlust trat ein anderer ideellen Charakters.  Die da hinauszogen, waren wagemutig, arbeitswillig und arbeitskräftig, dabei sparsam und in der übergroßen Mehrzahl bodenverbunden. Sie gehörten zu den  wertvollsten Bausteinen des deutschen Volkskörpers; der Strom riß sie hier los und setzte sie im Fremdlande wieder an als neue Grundsteine eines fremden Staates.  Tragisches Schicksal des deutschen Blutes!

   b) Hinsichtlich der berufsständigen Gliederung.
   Es wird zunächst erforderlich sein, ein Bild von der Berufszusammensetzung der Bevölkerung zum Beginn der Auswanderung zu gewinnen. Wohl liegen aus der Zählung von 1828 Angaben vor; sie erstrecken sich aber nur auf die Landwirtschaft bzw. auf die Gliederung innerhalb derselben, und andere Berufe sind nicht aufgeführt. Es muß daher schon auf die Feststellungen des Jahres 1835 zurückgegriffen werden, wobei sich das folgende Bild ergibt:

    Auf das alte Amt Damme umgelegt, ergab die Zusammenstellung für die Landwirtschaft 85%, für die Industrie 1,0%, für das Gewerbe 10,5%  für Handel und Verkehr 2,1 % und für öffentliche Dienste 1,4 %.
Berufslose und Einwohner für persönliche Dienstleistungen (Dienstboten) wurden 1835 nicht besonders erfaßt.
    In den Jahren 1861 und 1890 wurden erneut Erhebungen auf Berufsgliederung der Bevölkerung angestellt. Man teilte diesmal die Berufe auf in Land- (und Forst-) wirtschaft, Industrie, Handel und Verkehr, persönliche Dienste und ohne Beruf.
 
Berufsstand der Bevölkerung 1861 und 1890 (Auszug der Erwerbstätigen Amt Damme)
Landwirtsch. Industrie Handel/Verk. Persönl.Dienste Öffentl.Dienste Ohne Beruf
1861 3913 478 64 179 77 41
1890 2172 361 103 641 70 157

    Hinzugekommen sind gegenüber der Aufstellung von 1835 die  Spalten, Persönliche Dienste und ohne Beruf; dagegen fehlt die Sparte Handwerk.  Was wir unter Handwerk verstehen, wird unter Industrie mitgezählt sein, da von einer besonderen Industrie im heutigen Sinne derzeit noch nicht gesprochen werden kann.  Um die Übereinstimmung  mit den Erhebungen für das Jahr 1835 zu erzielen, sind in der nachfolgenden Zusammenstellung der Amtsübersicht Industrie und Handwerk zusammengefaßt unter Technische Berufe.  Dann ergibt sich, auf die Erwerbstätigen, also ohne die Familienangehörigen, umgelegt für das Amt Damme folgendes Anteilsbild:
Jahr Landwirtsch. Techn.Berufe Handel/Verk. Persönl.Dienste Öffentl.Dienste Ohne Beruf
1835 85,0% 11,5% 2,1% - 1,4% -
1861 82,3% 10,2% 1,3% 3,8% 1,6% 0,9%
1890 62,0% 10,3% 2,9% 18,3% 2,0% 4,5%

   In dieser Zusammenstellung fällt das starke Sinken  der in der  Landwirtschaft hauptberufstätigen Amtseinwohner auf. Die Zahl für 1890 liegt um 27% tiefer als die von 1835.  Dieser Schwund kann nur  in der Abnahme der landwirtschaftlichen Betriebe seinen Grund haben.  Aus der Zahl der Haushalte läßt sich der Beweis dafür führen, denn nehmen die Haushalte ab, müssen die landwirtschaftlichen Betriebe anteilsmäßig sinken und damit die Zahl der darin hauptberufstätigen Einwohner. Wie sah es in dieser Richtung in der angezogenen  Zeit aus? Ein Vergleich soll das zeigen:
Die Zahl  der Haushalte in den drei Gemeinden betrug
- in 1835 1855 1875 1895
Damme 1399 1021 911 813
Holdorf 435 371 305 294
Neuenkirchen 517 379 318 289
- im Amte Gesamt 2351 1771 1534 1396

  Die Zahl der Haushalte und damit der Betriebe war in der gleichen Zeit um 40,6% gefallen, sehr wohl konnte daran die Landwirtschaft mit dem Anteil in Höhe von 27 % beteiligt sein.  Die Durchschnittsstärke der Haushalte jedoch stieg von 1855 über 1875 bis 1895  im Amte von 5,0 über 5,2 auf 5,4.  Dieses Steigen bestätigt jenes Sinken, denn durch die Auflösung von landwirtschaftlichen Betrieben fiel deren nutzbare Landfläche auf die verbleibenden, was für sie eine räumliche Vergrößerung bedeutete, damit eine Mehrarbeit und somit eine Mehreinstellung von Arbeitskräften verlangte.  Da kann es nicht verwundern, wenn die Spalte "Persönliche Dienste", welche Dienstknechte und Dienstmägde umfaßte, in die Höhe ging, da diese ja 1835 als besondere Spalte oder gesonderter Beruf nicht auftraten.  Sie sind aber innerlich der Landwirtschaft zuzurechnen. 1861 erschienen sie noch gering mit 3,8%.  Legt man diese zu 82,3% der Landwirtschaft hinzu, so entfielen auf sie 86,1%, und beim gleichen Verfahren für 1895 erfolgte eine Steigerung auf 80,3%.  Eine Senkung des Anteils der Landwirtschaft ist immerhin festzustellen, ein Abwenden davon und ein Hinwenden zu andern Berufen.
    Zu beachten ist sodann noch die Spalte "Technische Berufe", die Abwärtsbewegung war, wenn auch gering, unverkennbar und hatte ihren Grund in der Auswanderung, in der Verminderung der Gesamtbevölkerung.  Weniger Einwohner bedeutete auch damals schon eine Verminderung der Arbeit. Das Abfallen der Vergleichszahlen von 1835 auf 1861 in Spalte Handel und Verkehr darf weniger auf die Auswanderung gelegt werden; verschiedene Geschäfte der bis dahin blühenden Garnindustrie stellten mit dem Niedergang derselben ihre Tätigkeit ein. Das spätere Ansteigen in dieser Spalte war zeitbedingt:
     Allmähliches Ansteigen der Bevölkerungszahl und größere händlerische Betätigung infolge aufsteigender Industrialisierung im Gesamtreiche.  Vermehrte Verwaltungsarbeit verlangte vermehrtes Personal für den Öffentlichen Dienst.  Die Zahl der Berufslosen mußte infolge der stärkeren Belegung der karitativen Anstalten (Krankenhaus und Waisenhaus in Damme) in die Höhe gehen.
    Hat nun die Auswanderung die berufsständige Gliederung der Heimatbevölkerung maßgeblich beeinflußt?  Sie ist geringfügig im Verhältnis der Berufsklassen zueinander, also im Anteil.  Beeinflußt ist nur die Zahl der Amtseinwohner. Die Berufsaufgliederung der Auswanderer und die der in der Heimat verbliebenen Einwohner gleichen sich im großen und ganzen an.

    c) Hinsichtlich der Grundbesitzverteilung.
   Die Auswanderer waren zum größten Teile grundbesitzlose Heuerleute, Dienstboten usw.  Durch ihren Fortgang konnten grundbesitzliche Änderungen nicht eintreten.  Es zogen auch einzelne Grundbesitzer fort.  Um einen möglichst hohen Erlös aus ihren Liegenschaften herauszuschlagen, und darauf kam es ihnen ja an, zerstückelten sie ihr Besitztum.
    Die Auswanderer der ersten Zeit, etwa der ersten zwei Jahrzehnte, hatten daheim noch die "goldene" Zeit des Hollandsganges  mitmachen können, um die Nachwanderer stand es nicht mehr so gut. Das Geld der Erstwanderer war vielfach auf den Grundbesitz ausgeliehen.  Beim Fortgang forderte man es zurück.  Da kam mancher  Schuldner in arge Bedrängnis.  Obendrein lastete derzeit auf manchem Hofe die Pflicht der Ablösung alter Lasten. So kam eins zum andern. Was blieb bei steigender geldlicher Not anderes übrig als ein Verkleinern des Besitztums, ein Abverkaufen entbehrlicher Stücke oder gar ein glattes Verkaufen, d. h. ein Zerstückeln. Dadurch stieg die Zahl der Grundbesitzenden, und es trat eine Verlagerung der Grundbesitzgrößen zu den Kleinbetrieben hin ein.
   1835 hatte die Gemeinde Damme höchstens 570 Betriebe mit eigenem Grundbesitz, 1895 dagegen 740, für Holdorf lauteten die  Zahlen 150 : 209 und für Neuenkirchen 239: 270.  Der Unterschiedsbetrag dürfte sich noch vergrößern, weil in der ersten Zahl alle Betriebe der Industrie, des Gewerbes und des Handels enthalten waren, was bei den Handwerkern gewiß nicht der Fall gewesen sein wird.
Über die Verlagerung der Besitzgrößen gaben die Feststellungen aus dem Jahre 1895 Aufschluß; sie gestaltete sich wie folgt:
Betriebe in 0-0,5 ha 0,5-1 ha 1-2 ha 2-5 ha 5-10 ha 10-20 ha 20-40 ha 40-100 ha über 100
Damme 110 79 114 105 80 113 66 75 8
Holdorf 10 13 16 32 27 34 39 28 10
Neuenk. 46 22 46 32 39 25 26 33 -
Amt Ges. 166 114 166 169 146 173 131 136 18

   Die Zahl der Kleinbetriebe bis zu 5 ha  stellte 1895 bereits 50%  der Gesamtbetriebe. 1835 hatte das Amt Damme 198 Kolonen, 243  Kötter und 232 Eigner. Die Verlagerung trat deutlich zutage. Die Auswanderung hatte also direkt und indirekt eine verstärkte Grundbesitzzerstückelung zur Folge und die Bildung der grundbesitzlichen Kleinbetriebe.

    d) Hinsichtlich des Geldmarktes.
"Nur muß man bedauern, daß so viel bares Geld mit fortgenommen wird (A III 9)", klagte das Amt Vechta in seinem Bericht vom 21. Juli 1834.  Es bezifferte für die Zeit vom 1. Januar 1833 -bis zum 1. Juli 1834, also für l 1/2 Jahre, den Geldabfluß auf insgesamt  23731 Rth. für die Kirchspiele Vechta, Oythe, Lutten, Goldenstedt, Visbek, Langförden, Bakum und Vestrup.  Das Amt Damme schrieb in seinem gleichzeitigen Bericht: "Diese 560 Auswanderer haben nach einem möglichst genauen Anschlage an barem Gelde 66434 Rth. und  außerdem ein ziemlich Beträchtliches an Leinwand, Kleidungsstücken und Gerätschaften mitgenommen (A IV 7)." Diese Summe verteilte sich auf die Gemeinde Neuenkirchen mit 10000 Rth., auf Holdorf mit 11900 Rth. und auf Damme mit 44534 Rth. (Rth. = Reichsthaler).
Der Dammer Kirchspielsvogt schlug sie an für die einzelnen Bauerschaften wie folgt:

Bokern mit 100 Rth.
Osterfeine mit 5 250 Rth.
Rüschendorf mit 18 544 Rth.
Borringhausen mit 7 260 Rth.
Osterdamme mit 4 500 Rth.
Reselage mit 1 800 Rth.
Rottinghausen mit 4 150 Rth.
Dorf Damme mit 2 930 Rth.

    1834 kostete ein Scheffel Roggen (Oldenburger Maß) 14,9 Groschen. Für die aus dem Amte Damme entführte Summe hätte man 2500 t Roggen kaufen können. In amerikanischen Siedlungsgrund umgerechnet, entsprach nach dem damaligen Grundpreise die Summe einer Fläche von mehrfacher (3-4facher) Größe des Amt Dammer Bezirks. Die Flüssigmachung der Gelder führte zu einer Geldverknappung und steigerte die Preise; mancher Schuldner lernte dabei das Laufen.
    Die Dammer Summe, auf den Kopf der Auswanderer umgelegt, betrug pro Mann 120 Rth. im Durchschnitt.  Sie setzte sich tatsächlich aus den verschiedensten Größen zusammen.  Ein paar Beispiele (A III 7)"Joseph Middendorf, Dienstknecht, nahm 275 Rth. an Geld mit, wandert aus infolge eines Wunsches seines schon früher ausgewanderten Bruders, um in Gemeinschaft mit diesem ein besseres Fortkommen zu suchen." So der Kirchspielvogt von Neuenkirchen.  Der Vogt von Fladderlohausen meldete dem Holdorfer Kirchspielsvogt:  "Heinrich Feldmann, Familie mit Sohn über 15 Jahre, Landleute, Nichtgrundbesitzer, nahm mit 1300 Rth. (A III 7)." Sehr oft setzte man hinter den Namen des Auswanderers.  "Nur das Reisegeld" oder "Das Überfahrtgeld, sonst nichts."
    Einen einigermaßen sicheren Überschlag über die ausgeführten Kapitalien bringen die Übersichten von 1856-1880 nicht; oftmals fehlen die Eintragungen völlig oder erfassen nicht alle Personen.  Im allgemeinen haben die Kirchspielsvögte nach ihrer eigenen Versicherung vorsichtig angegeben.  Am besten meldeten in den Jahren die Gemeindevorsteher von Damme und Holdorf.  Nach deren Angaben haben die Dammer Auswanderer von 1856 bis 1875 insgesamt 126300 Rth, und von 1875 bis 1880 seit der Einführung der Markwährung fernere 89100 Mark mitgenommen, für Holdorf betrugen die gleichliegenden Summen 44730 Rth. und 44600 Mark.  Aus Neuenkirchen - im Bericht fehlen etliche Jahre - flossen ab 37200 Rth.
Den Reichsthaler zu 3 Mark veranschlagt, ergab dies eine Gesamtsumme von über 3/4 Millionen Mark.

    Was brachte das Geld den Auswanderern?  "Einige Auswanderer hatten bedeutendes Vermögen, und nach eingegangenen Nachrichten haben sie sich in Amerika vorteilhaft angekauft-, manche hatten nur  so viel bares Geld, um die Kosten der Überfahrt zu bestreiten und sollen in traurigen Verhältnissen leben (A III 7)." Auch in Amerika wurde einem nichts geschenkt.
    Floß von Amerika Geld zurück?  Die Akten berichten hin und wieder darüber, und die mündliche Überlieferung weiß einiges davon zu erzählen.  Meistens ist das Ende vom Liede, daß die Summen sich auf dem Wege von Amerika nach hier arg verkrümelten.  Was von Vorauswanderern den Nachwanderern geschickt wurde, nahmen diese wieder mit.  Die Auswanderung brachte der Heimat nur einen starken Geldabfluß
 

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